Akustische Sensibilisierung kann sehr früh bei Kindern begonnen werden. Es gibt fast keine Grenze nach unten. Auf natürliche und spielerische Art und Weise kann das Kind für alles Hörbare in der Umwelt sensibilisiert und interessiert werden. Gerade bei blinden Kindern, wo die Augen der Eltern notwendig sind, um die Welt außerhalb der Reichweite der Arme zu interpretieren, ist es hilfreich, sehr genau möglichst alles Hörbare zu beschreiben. Geschichten und Beschreibung der Hörereignisse schulen zudem das Interesse des Kindes an der akustischen Umwelt und geben jedem Geräusch eine Bedeutung. Dadurch wird vermieden, dass die noch nicht selbst zuzuordnenden Töne auf Dauer ausgeblendet werden, weil sie scheinbar keinen Informationsgehalt haben.
Akustische Spiele
Ideen und Spiele für Babys um Raum und Körperorientierung aufzubauen erläutern wir im Bereich O&M. Im Alter von etwa zwei Jahren kann mit Spielen begonnen werden, die dem Kind zeigen, dass unterschiedliche Objekte auch ebenso unterschiedliche Raumkulissen und Echos erzeugen. Die einfachsten Übungen beginnen mit Schüsseln und Luftballons, die im Umkreis von bis zu 30cm sehr leicht hörbar sind, deren Position bestimmt werden kann (Suchspiele) und bei denen insbesondere mit „Ansprechen“ oder Zungenklick ein besonderes auditives Erlebnis erzeugt wird. Später können im Spiel verschiedene Materialien bei gleichen Formen oder verschiedene Formen bei gleichen Materialien unterschieden werden. Im Freien sind Hallen, Durchfahrten, Höfe, große Gebäude und Schaufensterscheiben leicht durch Klick-Laute, Schhhht-Laute und Ansprache hörbar. Bei professioneller Grundschulung und regelmäßigem Üben können später von den meisten Schülern unter Anderem grob Baumarten unterschieden, Hausfassaden beurteilt, größere Bordsteine aufwärts (nicht abwärts) oder Hindernisse auf dem Weg wahrgenommen werden. Aber auch, wo sich der Gesprächspartner, die Tasse auf dem Tisch oder das Fenster befindet. Eines der wichtigsten Ergebnisse aber ist die freie Bewegung und Orientierung auf unbekanntem Terrain aufgrund des differenzierten „Echoabbildes“ der Umgebung. Alles über die Klicksonar Technik, ihre Grundlagen und Möglichkeiten erfahren Sie hier.
Gefühl von Schönheit oder Essenzialität
Auszugsweise Übersetzung eines Artikels der BBC:
„Die Bildempfindung ist sehr reichhaltig für einen erfahrenen Klicksonar-Anwender. Man kann ein Gefühl von Schönheit oder Essenzialität oder was auch immer erleben – vom Klang sowie vom Echo“, sagt Daniel Kish, der erste und weltweit beste Ausbilder für Klicksonar. Er ist selbst blind seit seinem ersten Lebensjahr und wendet die Technik an, seit er denken kann.
„Die Leute reagieren überrascht, wenn ich sage, dass jede Welle einen bestimmten Klang, ihre eigene Stimme, ihre eigene Botschaft hat. Sogar Architektur hat eine gewisse Besonderheit. Man kann zum Beispiel gegen ein Gebäude klicken, und hören, ob das Gebäude verziert oder strukturlos ist.“
Dr. Tom Pey von der Royal London Society for Blind People, die eine Schule und einen Kindergarten betreibt, glaubt, dass blinde Menschen in die Technik eingeführt werden sollten, aber bemerkt, dass ein gewisser Widerstand besteht, sowohl von blinden Menschen selbst als auch von denen deren Aufgabe es ist, für sie zu sorgen.
„In einer Welt, die von konservativen Kräften im Gesundheitswesen dominiert ist, ist es natürlich auf Widerstand zu stoßen. Menschen betrachten nur Lösungen innerhalb des Rahmens den sie bereits bieten …“
Seine Schule bietet eine Ausbildung in Echoortung, aber er glaubt nicht, dass es etwas für jedermann ist. „Man muss in der Lage sein, in einer bestimmten Weise zu hören, um die Nachricht zu interpretieren die zurückkommt. Nicht jeder kann das. Und für sie ist das dann nichts.“
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