Die Geschichte des Vereins im Überblick

2011

Die Gründung des Vereins leitet sich aus den zum Teil mangelhaften Hilfsmittel- und Förderangeboten für blinde Kinder in Deutschland her. Insbesondere die Klicksonar-Technik, die hochentwickelte Form der aktiven Echoortung wurde nicht angewandt oder unterrichtet und es gab keine kindgerechten Langstöcke oder Langstocktraining für Kinder vor Einschulung. Im April und Oktober 2011 haben die Eltern eines zweijährigen blinden Kindes die amerikanischen Blindenpädagogen und Mobilitätstrainer von „World Access for the Blind“ zweimal nach Deutschland geholt, um die ersten Workshops mit rund 130 Teilnehmern in Berlin und Marburg zu halten. Für die bis dahin in Deutschland weitgehend unbekannte „Flash Sonar“-Technik erfand Steffen Zimmermann den deutschen Begriff „Klicksonar™“. An den Workshops nahmen auch Mitarbeiter der blista, des ISIS-Instituts Köln und des IRIS-Instituts Hamburg teil, die, neben einigen anderen, seither auch Klicksonar und frühes Langstocktraining in ihrem Lehrprogramm anbieten. Im August 2011 wurde von diesen Eltern der Verein Anderes Sehen gegründet, mit dem Zweck, andere Eltern blinder Kinder über notwendige und im Ausland praktizierte Fördermöglichkeiten für ihre Kinder zu informieren. Weiterhin ist es Ziel, die in Deutschland noch nicht angewandten Methoden in der Frühförderung, der Sonderpädagogik, im Mobilitätstraining bekannt zu machen und in der Ausbildung der zuständigen Professionen einzuführen. Im selben Jahr folgte ein Workshop des österreichischen Bundes-Blindenerziehungsinstitut (bbi), der der Beginn der bundesweit organisierten Klicksonar-Ausbildung „Autonomie durch Zungenschnalzen“ in Österreich darstellt.

2012

veranstalteten die Vereinsgründer weitere Workshops mit „World Access for the Blind“-Trainern für rund 140 Teilnehmer aus Deutschland und mehreren anderen Ländern. Teil der Vereinsarbeit ist es inzwischen auch, nicht vorhandene Produkte selbst zu produzieren oder in Auftrag zu geben, als da sind: hochwertige taktil illustrierte Kinderbücher oder Langstöcke für Kleinkinder und kleine Kinder. 2012 wurde von Anderes Sehen das erste hochwertig taktil illustriert Buch auf den freien Buchmarkt gebracht. Seit Anfang 2012 fordert der Verein spezielle Langstöcke für blinde Kleinkinder, die es bis dato nicht gibt und bietet daher dafür Bauanleitungen an.

2013

wurden weitere Bücher für blinde Kinder herausgebracht, die Serienproduktion von Kinder-Langstöcken wurde in die Wege geleitet und es wurden erste Maßnahmen für eine politische Einflussnahme zur Durchsetzung verbesserter Förderung und Inklusion blinder Kinder eingeleitet. Die Aufklärungs- und Medienarbeit führte zu einer festen Integration der Klicksonartechnik in Österreich durch ein Projekt des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur. Einberufung zur Teilnahme an der FachAG „sonderpädagogischer Förderschwerpunkt Sehen“ der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft Berlin.

2014

wurden im April erstmals Einzeltrainings in Klicksonar und Langstocknutzung sowie Orientierung und Navigation angeboten. Der erste Workshop in der Schweiz fand im Mai in Basel statt. Auf der SightCity, der größten Hilfsmittelmesse für blinde Menschen, stellt der Verein den ersten seriengefertigten Langstock speziell für Kinder vor. Der Verein kündigt an, die Kinderlangstöcke an alle blinden Kinder in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu verschenken um kein Kind auszuschließen und die Notwendigkeit der Nutzung zu betonen. Im Dezember werden die ersten Kinderlangstöcke an Kinder verschickt. Drei weitere taktil illustrierte Kinderbücher kommen in den Handel. Anderes Sehen entwickelt den ersten nach der Idee „Design für Alle“ umgesetzten Adventskalender, der neben optischem Schmuck und Schwarzschrift zusätzlich mit taktilem Schmuck und Punktschrift versehen ist.

2015

standen politische Forderungen im Vordergrund. Eine organisierte Zusammenarbeit verschiedener Akteure in der Entwicklung taktil illustrierter Kinderbücher ist im Entstehen mit dem Ziel gemeinsamer Mindeststandards und einer gemeinsamen Finanzierung. Mit dem BMAS (Bundesministerium für Arbeit und Soziales) liefen Gespräche über die Verbreitung und Durchsetzung von Punktschrift auf Produktverpackungen. Mit dem HPI (Hasso Plattner Institute of Design, Potsdam) wurden Gespräche über den barrierefreien Supermarkt der Zukunft geführt und über die Entwicklung eines taktilen Interface für Computer, das die heute übliche Technik der Braillezeile ablösen könnte. Im Oktober erschien das neunte taktil illustrierte Buch „Wir gehen auf Bärenjagd“, das neue blindenpädagogische und technische Verbesserungen beinhaltet.

2016

konnte der dreihundertste Kinder-Langstock verschenkt werden, damit der Kampf mit der Krankenkasse um die Finanzierung des Langstocks nicht das erste ist, was Eltern mit ihren blinden Kindern erleben. Erstmals konnten vier Veranstaltungen mit Einzeltrainings für blinde Kinder in Wahrnehmung und Mobilität mit Juan Ruiz durchgeführt werden. Zwei weitere Kinderbilderbücher für blinde und sehende Kinder (Mitmachbuch und ABC) sind in der Entwicklung um 2017 zu erscheinen. Dieses Buchprojekt ist Preisträger beim PSD ZukunftsPreis 2016 und gewinnt den gewinnt den Mitarbeiterpreis. Eine unterrichtstaugliche Form eines Braille-ABC-Posters, zusammen mit Braille-Alphabetkarten für Schulen bzw. Lehrer wurden entwickelt. Die Aufklärung, Beratung und Hilfestellung von Museen und Ausstellungsmachern in Hinblick auf die Öffnung der Ausstellungen auch für blinde Besucher, insbesondere Kinder ist ein neues wichtiges Thema und wird in ersten Projekten und Vorträgen umgesetzt. Persönliche Anschreiben an die politischen Verantwortlichen wegen der Blockade des Marrakesh-Vertrages und persönliche Anschreiben und deren Veröffentlichung an die politischen Verantwortlichen im Vorfeld der Abstimmung zum Behindertengleichstellungsgesetz. Anderes Sehen beriet verschiedene Unternehmen und Projekte bei der Entwicklung von Produkten für blinde Menschen. Unter anderem die DOT Smartwatch, Team Tactile am MIT und LineSpace am HPI Potsdam.

2017

Ein großer strategischer Erfolg und wichtiger politischer Schritt ist uns im März gelungen. Der Krankenkassenverband hat auf die jahrelange Arbeit des Vereins reagiert und anerkannt, dass Blindenstöcke auch für Kinder sinnvoll sind und so früh wie möglich eingesetzt werden sollten. Daher wurden die von Anderes Sehen entwickelten Kinderlangstöcke jetzt in das Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen und können nunmehr von Ärzten per Rezept verschrieben werden. Der blinde Mobilitätstrainer Daniel Kish konnte als Redner für eine Fachtagung im März über Navigation und Mental Mapping gewonnen werden. Bei zwei Trainings mit dem ebenfalls blinden Trainer Juan Ruiz wurden 28 blinde Kinder in Navigationstechniken und Klicksonar unterrichtet. Als Experten saßen Ellen Schweizer und Steffen Zimmermann in mehreren Gremien und auf Podien und gaben Interviews. Die Ausstellung „Berlin mit allen Sinnen“ wurde finanziell und organisatorisch von Anderes Sehen e.V. unterstützt. Das neue taktil illustrierte und zu Bastelaktivitäten anregende Buch „Hervé und ich“ erscheint pünktlich vor Weihnachten mit finanzieller Unterstützung der Eduard Winter Kinderstiftung Berlin.

2018

Wir engagieren uns bei der Organisation des vielfältigen Kimbuk Kinderbuchfestivals und haben zwei Perceptual-Mobility-Trainings mit Juan Ruiz in Berlin durchgeführt. Wir arbeiten daran eines unserer vergriffenen taktil Illustrierten Kinderbücher neu aufzulegen oder ein neues herauszubringen und wir wollen ein ABC-Buch herausbringen. Allerdings stoßen wir nun beim Vertrieb der Bücher auf enorme Kosten. Auch bei reiner Selbstkostenabrechnung unseres Vertriebs müssen wir rund 40% des Verkaufspreises für Ausgaben veranschlagen. Trotz vieler Spenden reicht das nicht. Wir müssen den Verkaufspreis der Bücher anpassen und die zukünftigen Bücher entsprechend kalkulieren. Für unsere Website haben wir einiges getan. Viele Inhalte wurden aktualisiert und ganz besonders wichtig: Viele wurden erweitert oder kamen neu hinzu. Das sind wichtige und einzigartige Quellen für betroffene Eltern, Pädagogen und öffentliche Stellen.

2019

Neben unseren Büchern und Klicksonar-Trainings werden gesellschaftliche und rechtliche Fragen immer wichtiger. Wir sind Ansprechpartner und sehen uns als Vertreter der Rechte blinder Kinder und Erwachsener. Häufig stoßen wir auf unsichere Menschen, die die rechtliche Situation nicht richtig einschätzen und deswegen auf ihre Rechte (die Rechte der Kinder) verzichten. Hier tragen wir mit juristischer Unterstützung die entsprechenden Informationen zusammen, kontaktieren Verantwortliche und Wissensträger aus Politik und Recht und geben dieses Wissen dann aktiv an die betroffenen Menschen weiter. Unser ABC-Buch wird gedruckt und unser neues Buch „Der Planet“ ist ein neuer Maßstab in der Geschichte inklusiver Bücher.

2020

Auch unser Jahr ist ein Corona-Jahr. Wir konnten daher nicht alles umsetzen, was wir wollten und auch bei uns sind – wie bei vielen gemeinnützigen – weniger Spenden angekommen. Die Buchproduktion wurde wegen des Lockdowns zeitweise ausgesetzt und Nachrichten über schockierende Rückschritte bei Zugänglichkeit, Inklusion, Pflege und Unterstützung von Kindern und Familien erreichten uns. Teils mit katastrophalen Dauerfolgen für blinde Kinder und deren Familien. Blinde Schulkinder werden über weite Strecken nicht mehr unterrichtet, weil die speziellen Kräfte nicht mehr kommen; erhalten keine Pflege oder Besuche mehr. Eltern am Rande des Zusammenbruchs aufgrund der multiplen Grund- und Zusatzbelastung. Unaufholbare Ausfälle in der Bildung, weil keine Ambulanzlehrer oder Schulhelfer mehr für die Kinder da waren. Wir als Eltern und als Verein haben trotzdem und gerade deswegen weitergemacht (auch wir sind von den genannten Katastrophen betroffen) und unter großer Anstrengung sowohl Trainings für blinde Kinder angeboten als auch neue Bücher herausgebracht. Das erste ABC-Buch für blinde Kinder, und „der Planet“ sind erschienen.

2021

Die Pandemie hat vieles unterbunden aber auch einiges war möglich. Die Einzeltrainings in Klicksonar und Mobilität mit Juan Ruiz als Trainerhaben wir einmal in diesem Jahr veranstalten können. 15 Kinder konnten teilnehmen. Per Videocall konnten wir auch Vorträge halten. Einer war besonders hervorzuheben: Zuhörer waren die Pädagogik-Studierenden an der PH Heidelberg zu Elternfragen und Inklusion, Bildung und Erziehung, Erfahrungen und Tipps. Unsere Bücher können jetzt auch bei der dzblesen bestellt werden – das ist zwar nicht inklusiv, spart aber ca 30% der Kosten ggü. der bisherigen Lösung. Da wir 2020 drei Bücher herausgegeben haben ist es dieses Jahr leider nur eines geworden. Wir freuen uns über die Veröffentlichung des taktil illustrierten Buches für blinde Kinder, »Woran man ein Monster erkennt«. Ein sehr interaktives und spaßiges Buch. Zur Bundestagswahl haben wir die Haltung der Parteien zur Behindertenpolitik, Behindertenrechten und Inklusion abgeklopft und die Informationen den Wählern zur Verfügung gestellt.

2022

Hier schreiben wir den Überblick in Kürze!

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